Aquarell Online Galerie
Hans Heibl
Aktuell

Einzelausstellung 2006
Galerie am Markt in Neubeuern

Hans Heibl
Aquarell und Acryl

07. April bis 30. April 2006
Vernissage am Freitag, den 07.April 2006, 19 Uhr

Laudatio von Birgitta Bernrieder-Utiger

Sehr verehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Ehre, diese Ausstellung eröffnen zu dürfen.

Bevor ich auf den Maler Hans Heibl und seine Bilder zu sprechen komme, möchte ich etwas zum Aquarell als einer Technik der Malerei sagen. Wir haben es hier mit einer ungewöhnlich variablen, dabei elementaren künstlerischen Technik zu tun, die etwas Unbarmherziges hat, da sie dem Künstler kaum Möglichkeiten zur Korrektur bietet. Eine falsche Farbe lässt sich nicht nachträglich überdecken, ohne dass sich der Gesamtcharakter des Blattes von Grund auf verändert, ohne dass eine solche Verbesserung dem Auge des Kenners auffiel.

Ich will den Malvorgang kurz beschreiben. Die Farbe die wasserlöslich ist, wird mit dem Pinsel feucht auf den Bildträger aufgebracht. Damit die Farbpartikel nach dem Trocknen nicht vom Papier abfallen, sind ihnen ein Bindemittel zugesetzt, ein wenig Leim oder Gummiarabicum. Zum Unterschied zur Malerei mit wasserlöslichen Farben, die ja uralt ist, kommt für das Aquarell noch ein entscheidendes Merkmal hinzu, nämlich der Bildträger, das weiße Papier.
So beginnt auch die Geschichte der Aquarellmalerei im Abendland mit der Herstellung des Papiers - Hans Heibl benutzt ein sehr edles Büttenpapier für seine Aquarelle - in größeren Mengen im Europa des 15. Jahrhunderts.

Das Aquarell verlangt ein genaues Verstehen der Farben und Farbmischungen. Es erfordert große technische Sicherheit, den Mut zur Spontanität, zur unmittelbaren Umsetzung einer Bildimagination, sei sie in der Fantasie entstanden oder direkt aus der Natur gewonnen. Hinzu kommt die Rolle, die der Bildträger spielt. Das Weiß des Papiers wirkt als lichthaltiger Grund, der gleichsam von unten oder - räumlich gesehen - von hinten her das Aquarell erleuchtet. Daraus folgt, dass Aquarellfarben besonders geeignet sind zur Darstellung atmosphärischer Erscheinungen und Eindrücke.
Es ist ja kein Zufall, dass die Inthronisierung des Aquarells in erster Linie auf dem gebiet der Landschaftsdarstellung erfolgte.

Dabei ist diese Technik nicht an Landschaft gebunden, sondern sie kann - von Gegenstandszwängen freigesetzt - Visionen und Träume sichtbar machen. Es ist nur folgerichtig, dass Kandinskys berühmtes erstes abstraktes Werk ein Aquarell war.

Hans Heibl, dessen Aquarelle und Acrylbilder wir in dieser Ausstellung betrachten können, wurde 1941 in Rosenheim geboren und wuchs in Altenbeuern auf. Vielseitig begabt, verstand er es immer, Musik, bildende Kunst und Naturwissenschaften miteinander zu verbinden. Nach dem Abitur studierte er Elektrotechnik, wurde Diplom-Ingenieur und lebt und arbeitet heute in München und Altenbeuern.
Zu den sein Leben prägenden Eindrücken zählt die Begegnung mit Wolf Reuther, dem renomierten Maler, der bis in die siebziger Jahre in Holzham ein Anwesen besaß, das an toskanische Herrensitze erinnerte. Es war schier unmöglich, sich nicht von Reuthers faszinierender Erscheinung gefangen nehmen zu lassen. Seine Spachteltechnik, in den fünfziger Jahren eine sehr moderne Technik, seine Arbeiten mit Temperafarben haben Hans Heibl stark beeindruckt.
Der kleine Hans hat oft Wolf Reuther in seinem Atelier zugeschaut, umgeben von der wundervollen Beute des Lebens, die Reuther in seinem parkähnlichen Garten zusammengetragen hatte. Jahre vergingen.
Hans Heibl's intensive Leidenschaft für die Aquarellmalerei löste ein Wochenende im Schwabinger Atelier des Münchner Aquarellisten Lothar Wurm aus.

Unter Leitung bekannter Künstler unternahm Hans Heibl verschiedene Studienreisen, die ihn zu vielen Bildern inspirierten, die wir in dieser Galerie sehen. Hier sind vor allem die Tokanaimpressionen, die Venedig- und Santorinibilder zu nennen. Ich kenne niemanden, der nicht fasziniert wäre von dem grandios an der Steilküste gelegenen Ort Oia, aber Hans Heibl's Umsetzung ist einfach excellent.
Neben den Mittelmeermotiven bevorzugt Hans Heibl Motive aus seiner bayerischen Heimat. Bei vielen Aquarellen geht einem sozusagen das Herz auf, so gekonnt hat er die Charakteristika der Landschaft und Architektur eingefangen.

In seinen Bildern findet man nicht das dezent Verspielte, duftige Leichte in der Farbe, sondern das Farbintensive, vor Leuchtkraft strotzende, Kraftvolle und Spannungsreiche. Dies erreicht er, in dem er sich meist auf zwei tragende Hauptfarben, die häufig einen Komplementärkontrast bilden, beschränkt. Zwischentöne schafft er durch das mal mehr, mal weniger durchscheinende Weiß des Papieres und das Ineinanderfließen oder Übereinanderlagern eben dieser beider Farbtöne. Ausgangspunkt ist immer eine konkrete Situation. Hans Heibl erweitert den realistischen Aspekt durch seine ganz persönliche Darstellungsweise und Wiedergabe der Atmosphäre, der Lichtstimmungen, der Details. Er geht spielerisch mit Perspektiven um, setzt räumliche Staffelungen, lässt Objekte in die Ferne rücken. Schärfe kontrastiert mit Unschärfe, Realistisches verbindet sich mit abstrakten Farbflächen. Hans Heibl versucht oft, sich auf wenige Formen und Farben zu beschränken, versucht die Form so stark wie möglich zu reduzieren (Venedig und Toskana). So überwiegt bei den Griechenlandbildern das Ultramarin, das er pur, mit hohem Pigmentanteil in das weiße Bett des Papiers legt. Begleitet nur von einem etwas rötlichen Ocker, bleiben Lichtfelder in reinem Weiß stehen. Trotz der üppig aufgetragenen Aquarellfarbe verlieren die Bilder nie den Charme der Transparenz, der die Aquarellmalerei auszeichnet, da Hans Heibl es hervorragend versteht, Kontraste zu setzen.

Neben dem Aquarell beschäftigt sich Hans Heibl zunehmend mit Acrylfarben. Bei den Arbeiten tritt mit kräftigen Farbkompositionen die abstrakte Darstellung in den Vordergrund. Schon beim Betreten der Galerie fällt der Blick auf ein kleines Acrylbild: "Inn bei Neubeuern". Reich strukturiert hat er die Teilflächen gestaltet, die sich in leuchtenden, intensiven Farben über die Leinwand ausbreiten. Es erinnert mich an ein Bild von Wolf Reuther: Inntal blaue Stunde", nur hat Hans Heibl sein Bild abstrakter gestaltet.

So ist jedes Kunstwerk wie ein Seismograph, es hält unsere Zeit den Spiegel vor die Augen. Erinnern wir uns an den Satz von Paul Klee: Kunst macht sichtbar. Schönheit, bis vor kurzem ein Relikt einer längst verlorenen "heilen" Welt, tritt in Heibls Bildern wieder auf den Plan. Ich zitiere Peter Handke (Rede 1979): "Ich bin - mich bemühend um die Formen für meine Wahrheit auf Schönheit aus, auf die erschütternde Schönheit, auf Erschütterung durch Schönheit".

Ich denke, eine solche Form von Katharsis können Hans Heibls Bilder im Betrachter bewirken.
Und wie Eugene Delacroix sagt: Es ist das vorrangige Verdienst eines Bildes, dem Auge ein Fest zu sein". Ich denke, dieser Satz trifft auf viele Bilder der Ausstellung sicherlich zu.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Rundgang durch die Galerie.

Stand: 12. April 2006 | Kontakt